Musikunterricht mit »Earz«

Erfahrungsbericht über die Musik-Lern-App »Earz«

Die App »Earz« hat es sich zur Aufgabe gemacht, den Musikunterricht sinnvoll zu ergänzen. Sie soll in Musikschulen, allgemeinbildenden Schulen oder auch Musikvereinen einsetzbar sein. Welche Inhalte »Earz« bietet, wie die Nutzererfahrung ist und ob die App das Zeug zum unverzichtbaren Tool hat, wird auf den folgenden Seiten erläutert.

Der Einstieg in die App »Earz« ist wie bei jeder anderen auch: Im App Store downloaden, draufklicken und Konto erstellen. Danach wird das Hauptmenü angezeigt. Es wirkt aufgeräumt. Das Layout besteht aus untereinander gereihten Kacheln, die zu den jeweiligen Aufgaben weiterführen. Und das Beste: Es gibt keine ablenkende Werbung. Oben rechts wird das Konto angezeigt (Abbildung 1). Eine Tabelle zeigt die gewonnenen Punkte aller Musik-Spiele an. Zwei weitere Anzeigen mit den zuletzt erspielten Belohnungen sowie Trophäen bieten zusätzliche Informationen. Es herrscht grundsätzlich wenig Ablenkung.

Abbildung 1: Kontoübersicht, Screenshot: Christian Schick

Wieder zurück im Hauptmenü können nun die Kacheln betrachtet werden. Jede Kachel führt zu einer Musik-Aufgabe (Abbildung 2). Neben mehreren Spielen zur Gehörbildung werden auch Fachbegriffe, Geschichtliches und generelle Theorie behandelt. Ich tippe auf das erste.

Abbildung 2: Die Spiele werden als Kacheln aufgeführt. Per Fingertipp gelangt man ins jeweilige Spiel. Screenshot: Christian Schick

»Akkorde«

Ein Untermenü erscheint. Dort kann ich den Schwierigkeitsgrad einstellen. Anfänger, Fortgeschritten und Pro. Außerdem gibt es Unterkategorien speziell für Dur-/Moll, Dreiklänge oder verschiedene Diktate. Das eigene Ego verlangt natürlich, auf die Pro-Option zu tippen. Ein neues Fenster öffnet sich, in dem man eine Erklärung zum Spiel findet oder einen Übungs-Modus aktivieren kann. Ist der aktiviert, werden keine Punkte erfasst. Mit dem Berühren des »Spielen«-Buttons beginnt die Aufgabe. Zu sehen ist oben ein Fortschrittsbalken mit Punkteanzahl. In der Bildschirmmitte die Aufgabe »Welchen Akkord hörst du?« und vier Auswahlmöglichkeiten: Dur Sextakkord, sus4, Moll Sext­akkord oder sus2 (Abbildung 3). Nur höre ich nichts. Nach einiger Herumprobiererei verstehe ich das Problem. Das Smartphone darf nicht stummgeschaltet sein. Dieser Umstand wird mich während meiner gesamten Testphase begleiten und mir immer wieder ein ungläubiges »Hä, warum kommt kein Ton?!« entlocken. Nun höre ich endlich einen Akkord und wähle eine der vier Optionen. Sofort leuchtet die richtige Antwort grün auf und der Akkord wird noch einmal gespielt. Nach zehn Aufgaben ist das Spiel beendet und der Endpunktestand sowie ein paar weitere Infos werden angezeigt (Abbildung 4). Ich kann weitermachen, um das nächste Level zu spielen, oder zurück zum Hauptbildschirm. 

Abbildung 3: »Akkorde«, Screenshot: Christian Schick

Abbildung 4: Jedes Spiel ist in Level unterteilt. Die Punkte werden auf das Konto gerechnet. Screenshot: Christian Schick

»Quiz«

Alle paar Hundert Punkte gibt es Trophäen – sogenannte Abzeichen. Relativ am Anfang wird man mit der bronzenen Triangel belohnt, nach 500 Punkten mit der bronzenen Panflöte. Außerdem werden auch Belohnungen vergeben. Etwa für 25 richtige Antworten in Folge oder 50 richtige innerhalb von fünf Minuten. Ich werde recht schnell in einen Sog gerissen und spiele eine Aufgabe nach der anderen. Ganz besonders spannend ist das Spiel »Quiz«. Dort werden musikspezifische Fragen zu einzelnen Themen abgefragt. Beim »James Bond Quiz« beispielsweise gibt es Fragen zu Genres: Welche Instrumentengruppen wann die Melodie oder ein Hauptthema spielen oder welche Taktarten zu hören sind (Abbildung 5). Klangbeispiele sind in die App eingebettete YouTube-Videos. Ein Klick auf das Start-Symbol und ein kurzer Ausschnitt des Videos wird abgespielt.

Die Genre-Vielfalt fällt positiv auf. Von Ravel bis Beyoncé und von Barock bis Latin-Jazz dürfte für jeden Geschmack etwas Ansprechendes dabei sein (Abbildung 6). Auch bei den meisten anderen Spielen werden möglichst viele Stilrichtungen abgedeckt. Eine sich aktuell noch in der Testphase befindliche Aufgabe ist das »KI Quiz«. Dort stellt eine künstliche Intelligenz Fragen und die Antwort muss händisch eingetippt werden. Eine dieser Fragen lautete beispielsweise: »Wer waren die beiden Hauptkomponisten der ›Beatles‹? Und nenne drei Songs dieser Band«. 

Abbildung 5: »Quiz«, Screenshot: Christian Schick

Abbildung 6: Quiz-Themen, Screenshot: Christian Schick

Für Lehrer und Schulklassen

Bei »Earz« können ganze Schulklassen eingebunden werden. Bis zu 20 Schüler. Sie können sich miteinander messen, ihre Erfolge vergleichen und sich gegenseitig motivieren. Für das Lehrpersonal gibt es eine Website, in der alle Fortschritte der Schüler angezeigt werden. Es können eigene Prüfungen erstellt oder Nachrichten ausgetauscht werden. Und in der »Earz-o-thek« gibt es einige vorgefertigte Prüfungen zum Herunterladen. 

Schnell finde ich mich auf der Website zurecht. Um eine eigene Prüfung anzufertigen, muss zuerst ein neues Spiel erstellt werden (Abbildung 7). Ein Fenster öffnet sich und es wird nach einer Beschreibung gefragt. Anschließend gebe ich Texte für einen durchgefallenen, bestandenen und sehr gut bestandenen Spieldurchlauf ein. Ist das erledigt, wird im nächsten Fenster das eigentliche Spiel erstellt. Es können verschieden schwere Levels anhand einzelner Module erstellt werden. Jedes Modul stellt ein Spiel dar. Ich habe eine Rhythmus-Aufgabe ausgewählt. Nun können sämtliche Kleinigkeiten angepasst werden. Welche Taktarten, welche Rhythmen, welche Tonlängen benutzt werden sollen. Spiele können also gezielt für spezielle Bereiche erstellt werden. Mangels Schulklasse konnte ich diese Funktionen jedoch nur oberflächlich testen.

Abbildung 7: Ein eigenes Spiel mithilfe von vorgefertigten Template erstellen.
Screenshot: Christian Schick

Noch mehr Funktionen

Zurück in der App scrolle ich ganz nach unten. Von »Earz« wurden neben den Einzelspielen noch vier Sammlungen erstellt. Dort sind mehrere Spiele zusammengefasst, die das jeweilige Thema behandeln. Die erste heißt »Alles über Akkorde: Theorie, Gehör, Akkordsymbole usw.« Mit der nächsten lernt man Notation. Zusätzlich gibt es eine Unterteilung für Pianisten, Organisten und Keyboarder. Tonleitern, Töne in der Klaviatur erkennen oder Noten lesen wird hier abgefragt. Die letzte Sammlung heißt »Gymnasium«. 

Ganz unten im Menü angekommen, bietet »Earz« noch drei weitere Funktionen an. Ein »Keyboard« – dort wird eine Klaviatur angezeigt. Optional mit Notennamen auf den Tasten. Und dann ist noch ein rudimentär ausgestattetes Metronom implementiert. Dort können BPM von 40 bis 220 eingestellt werden. Und das unterste Kästchen ist für Lehrer. Dort finden sich drei Erklärungen. Eine Anleitung, wie »Earz« im Grundschulunterricht verwendet werden kann. Die nächste erklärt, wie vorhandene Spiele angepasst und nach den eigenen Wünschen verändert werden können. Und in der letzten wird das Erstellen eines gänzlich eigenen Spiels beschrieben.

Alle »Earz«Spiele im Überblick

  • Akkorde – Akkorde erkennen
  • Effekte – Artikulationen, Spielweisen erkennen
  • Harmonie – Akkordfolgen erkennen
  • Instrumente – Instrumente erkennen
  • Intervalle – Intervalle erkennen
  • Melodie – Eintaktige Melodien erkennen, Töne frei wählbar
  • Stilrichtungen – Musikgenres erkennen
  • Quiz – Quizze verschiedener Themengebiete
  • Notenlesen – Töne an Klaviatur richtig tippen
  • Rhythmus – Vorgespielte Rhythmen erkennen
  • Tonleitern – Tonleitern erkennen, Moll bis Pentatonik
  • Taktart – Taktarten anhand von Songs erkennen
  • Theorie – Bezeichnungen, Noten, Artikulationen, Pausen erkennen
  • Töne – hoch, tief, laut, leise, kurz, lang erkennen

Fazit

Der Umfang von »Earz« ist beeindruckend. Sämtliche Spiele sind motivierend gestaltet, sinnvoll in Schwierigkeitsgrade unterteilt und teilweise thematisch aufgebaut. Einstiegshürden gibt es kaum, da vom Anfänger bis zum Profi angemessene Aufgaben enthalten sind. Ganz besonders spannend ist das »Quiz« – hier können App-Nutzer viel neue Musik entdecken und sich Wissen dazu aneignen. Für den Instrumentalunterricht bietet »Earz« sicherlich eine wunderbare Ergänzung, um Notenlesen zu lernen oder das Gehör zu schärfen. Ebenso sinnvoll dürfte es für den Musikunterricht an Schulen sein. Interaktive Hausübungen, die trockene Theorie spannend verpacken, könnten für Motivation bei Schülern sorgen.

Wenn bei künftigen Updates noch eine Funktion gepatcht wird, die durch Wischen mit dem Finger vom linken Rand das vorherige Fenster aufruft, fällt der einzige Kritikpunkt weg. Natürlich neben dem Feature, trotz stummgeschaltetem Smartphone die Übungen zu hören. Diese App sei allen Musik-Enthusiasten empfohlen, die ihr Wissen erweitern oder auffrischen wollen.

Hier gehts zur App im Apple App Store:

https://apps.apple.com/at/app/earz/id979496033

Hier gehts zur App im Google Play Store:

https://play.google.com/store/apps/details?id=air.nl.earz.earzapp&hl=de&pli=1

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